Kaukasus

back to Georgien

Für umgerechnet ca. 5 Euro reisen wir in einem Marschrutka, eine Art Sammeltaxi, mit ungefähr 20 weiteren Passagieren in den Norden, in den Kaukasus.
Kaum haben wir Tbilisi verlassen geht es stetig bergan. Bei den halsbrecherischen Überholmanövern überlegen wir, ob es schlauer bzw. sicherer gewesen wäre, wenn wir uns selbst ein Auto gemietet hätten. Da aber sowieso nur Enkidu Auto fahren kann, hätte die ganze Verantwortung bei ihm gelegen. Wir hätten nur geschrien oder uns im Sitz festgekrallt. Wahrscheinlich haben wir uns damit selbst einen Gefallen getan, den Einheimischen das turbulente Steuern des Fahrzeuges zu überlassen.
Auf der alten Heerstraße, die Georgien im Norden mit Russland und im Süden mit Armenien verbindet, brettern unzählige Laster. An einigen Stellen müssen sie am Straßenrand hunderte Meter lang parken, um zum einen nicht die Ortschaften zu verstopfen und keinen Stau am Grenzübergang zu erzeugen. Das hat dann aber zur Folge, dass noch weniger Platz auf der sowieso schon engen Fahrbahn bleibt….

Straße in den Kaukasus
Serpentinen
Schwefelquelle
eine Schwefelquelle?

Nach unserer viereinhalbstündigen Fahrt ohne Pause erreichen wir unser Ziel Stepanzminda auf einer Höhe von 1700 m. Es gibt wie bei so vielen georgischen Orten und Straßen diverse Schreibweisen und unterschiedliche Namen.

Ab- und Anfahrt der Marschrutki

Bevor wir unsere Gästezimmer im Ort suchen, haben wir uns erst einmal ein reichliches Frühstück verdient. Unser Lieblingslokal liegt zwei Minuten von der Haltestelle entfernt und heißt Cafe 5047m. Hier lässt es sich gut aushalten. Immerhin kommen wir in der kurzen Zeit dreimal hierhin. Gute Indie-Musik, nettes Ambiente, überschaubare Karte.

Das Hostel Dori hatten wir zwei Tage vorher von Tbilisi aus gebucht und nun müssen wir es nur noch finden. In einer höher gelegenen Seitenstraße sagt uns unser Navigationsgerät, dass es sich dort befinden soll. Kein Schild, kein Hinweis. Das ist verwunderlich, weil sonst im Dorf fast jedes zweite Haus entweder ein Hotel ist oder mindestens ein Zimmer für Reisende außen deutlich sichtbar anbietet.
Immerhin ist jemand zu Hause und die jugendliche Tochter kann etwas Englisch. Es scheint aber so, als kämen wir irgendwie ungelegen….
Glücklicherweise sind noch Zimmer im ausgebauten Dachstuhl frei. Die Familie lebt in den zwei unteren Etagen.
Wir vereinbaren für die kommenden zwei Morgende Frühstück. Zumindest denken wir das. Den ersten Morgen bekommen wir opulent zu essen. Zwar in einem trostlosen, grell ausgeleuchtetem Wohnzimmerambiente; jedoch muss die Frau des Hauses ziemlich früh aufgestanden sein, um uns diese Vielzahl von Speisen herzustellen. Leider steht kein Kaffee auf dem Tisch und wir wollen die Vermieterin nicht komprimitieren, in dem wir danach fragen. In der zweiten Nacht sind wir dann nicht mehr die alleinigen Gäste und am kommenden Morgen guckt uns die Besitzerin mit großen Augen an, als wir wieder das Frühstückszimmer in Beschlag nehmen wollen. Scheinbar hatten wir wohl nur einmal Frühstück bestellt… Es hat sich nicht wirklich aufgeklärt.

Der Ort selbst besteht aus einer Durchgangsstraße, auf der die vielen LKWs und Marschrutki durchbrettern. Die Luft ist trotz der atemberaubend schönen Natur drumherum deshalb relativ schlecht. Das Zentrum des Ortes befindet sich also genau entlang dieser Straße.

Am Halteplatz der Marschrutki befinden sich einige Lokale und Imbissbuden,

ein Infozentrum mit drei Broschüren, aber sehr freundlichen Mitarbeiterinnen und einem sauberen, kostenlosen Klo.
Nicht weit entfernt gibt es noch ein Berginfobüro. Dort kann man Touren in die nähere Umgebung buchen.

Mountain Information Center


Es soll noch ein Heimatmuseum geben, welches wir aber nicht finden. Eventuell befindet es sich gerade in der Renovierung.

Relief mit Baugerüst
Ist das das Heimatmuseum von Stepanzminda?

Hier und da ein kleines Kirchlein,

einen Sportplatz und eine Schule, ein Kultur- und ein Krankenhaus, natürlich Wechselstuben wie überall in Georgien und mindestens drei Supermärkte.


Ach ja, und noch eine alte und eine neue Tankstelle!

Und zwischen all diesen Anlagen laufen Tiere kreuz und quer: Hunde, Katzen, Rinder und Pferde. Aber alle sehr friedlich. Manche von ihnen auch sehr anhänglich.

Tiere und Autos.

Ansonsten wird gebaut und gebaut und gebaut. Ferienunterkünfte ohne Ende.

Und um all dies zu bewerkstelligen, benötigt es natürlich Strom und Gas.

Einige Dinge, die wir sehen, sind zum lächeln, staunen, wundern und Fragen stellen.

Und all dies inmitten des majästetischen Kaukasus.

Das ist unser Ausflugsziel:

Gebirge mit Kirche
Kazbegi mit Dreifaltigkeitskirche

An der Hauptstraße wird man vielfach von männlichen Fahrern angesprochen – weibliche haben wir auch keine gesehen – die einen mit ihrem Auto zur Kirche hochfahren wollen. Nicht das wir geizig wären; wohl eher ehrgeizig, es den Weg auf 2170m zu Fuß hinauf zu schaffen.

Da wir absolut unerfahren im Bergwandern sind, wollen wir natürlich nicht naiv in kurzen Hosen und ohne Verpflegung loslaufen. Wir sind also gut ausgerüstet. Auf dem Weg in den Ort Gergeti begegnen uns logischer Weise viele Vierbeiner, die alleine oder zu zweit unterwegs sind. So hat man nie das Gefühl, alleine zu sein.

Es gibt nicht nur den einen Weg zur Gergetis Sameba und wir sind nicht sicher, ob wir den „schöneren“ Pfad nach oben finden werden, der uns am Vortag von einem Paar empfohlen wurde. Aber da für uns sowieso alles neu und aufregend ist, spielt es auch keine große Rolle.

Und ehe wir es uns versehen, befinden wir uns zwischen den riesigen Bergen. Sie sind so gigantisch, dass sie einem einfach unwirklich vorkommen.

Es ist doch erstaunlich, wie einem jeder Meter in dieser Höhe zu schaffen machen, wenn man es nicht gewohnt ist. Bei der Kirche angekommen, habe ich auf jeden Fall ziemliche Kopfschmerzen und die Kirche interessiert mich deshalb nicht sonderlich. Außerem sind mittlerweile viele andere Touristen über die Landstraße mit dem Taxi zur Sehenswürdigkeit hoch gekarrt worden.

Gergetier Dreifaltigkeitskirche

Ursprünglich hatten wir vorgehabt, uns einen Weg bis zum Beginn des Gletschers zu suchen, aber wir haben keine Kraft mehr. Ist es wegen der dünner werdenden Höhenluft?
So gehen wir also nicht weiter aufwärts, sondern suchen uns einen Pfad hinunter ins Tal. Mir gefällt dieser besser als der Aufstieg. Auch sind wir hier ganz alleine.

Ich mag den Einfallsreichtum der Georgier. Heute: Zaunbau.

gelbe Gasleitung
Gergeti: wieder im Dorf

Reise in den Kaukasus: Oktober 2023
Fotos und Text: Sulamith Sallmann

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