Kurzfristig haben wir uns diesen Sommer entschlossen, nachdem alles kreuz und quer ging mit unseren Reiseplänen, Deutschland weiter zu erkunden.Und da ich das platte Land im Moment eher über habe, entschieden wir uns, ins Elbsandsteingebirge zu reisen.
10.07.2005
Am Sonntagmorgen sind wir (Enkidu, Jan und ich) mit dem Wochenendticket losgefahren. Von Berlin ist es ja nicht allzu weit.
Die ersten Sommerwochen hat es ja fast nur geregnet in Berlin, so dass wir nicht sicher waren, ob wir mit dem Zelt wegschwimmen würden. Schließlich sollte der Campingplatz ja auch direkt an der Elbe liegen.
Über ein paar Freunde von Enkidu haben wir ein Hostel/Zeltplatz empfohlen bekommen (Ferdinand’s Homestay), so dass wir bei nicht endenwollendem Regen auch noch relativ preiswert einen Liegeplatz im ausgebauten Dach ergattern könnten.


Nachdem wir am Nachmittag in Königstein angekommen waren, fanden wir auch gleich die Anlegestelle der Fähre. Diese pendelt dauernd hin und her.
Mit Sack und Pack und Zelt ging es nun daran, eine halbe Stunde an der Elbe entlang bis zum Campingplatz zu wandern. Oft dachten wir, wenn wieder Häuser in Sicht kamen, dass das wohl jetzt das Hostel sein müsste, aber nichts da!
Vor der letzten Biegung fing es plötzlich an zu Gewittern und wie aus Eimern zu schütten. Wir hatten nichts zum Unterstellen und der Herr aus dem nebenliegenden Anwesen hatte kein Mitleid mit uns. So waren wir innerhalb von Sekunden bis auf die Haut durchweicht.
Ein seltsamer Blitz huschte vor mir über die Straße, so dass ich es doch ein wenig mit der Angst zu tun bekam.
Wir sind nur noch gerannt und kamen dann endlich zum Hostel. Das war total überfüllt, da wohl viele Ausflüger mit Rad oder zu Fuß vom Gewitter überascht wurden, sich nun im Café des Hostels trockneten und pausierten.
Und schon mal vorraus geschickt: die anderen Tage hatten wir super tolles Wetter!
An diesem Abend haben wir es uns gut gehen lassen, haben nur noch einen kleinen Spaziergang unternommen und für den nächsten Tag geplant.
11.07.2005 – Pirna und Rathen
Am Montag stand an, erstmal einen größeren Ort zu finden, da wir kaum Geld dabei hatten. Wir entschieden uns für den Kurort Rathen. Zu Fuß liefen wir durch einen Wald und kamen nach einer halben Stunde in Rathen an. Es ist eben ein richtiger Kurort. Eine Bank haben wir nicht gefunden. Nicht mal eine Post. Im Touristenbüro bestätigte sich dann auch unsere Vermutung, dass wir hier wohl nicht an Geld kommen würden. So beschlossen wir nach Pirna zu fahren. Wir haben uns fast immer so eine Familientageskarte gekauft, das ist echt günstig.
In Pirna sind wir dann zu etwas Geld gekommen und haben uns erst mal was fürs Stadt-Frühstück-Picknick gekauft und die Stadt erkundet.
Eher durch Zufall kamen wir hoch zum alten Schloss. Wir wurden im Schlossgarten gut bewirtet, aber das Schlossgelände bot uns einen traurigen Anblick. Es ist hoffnungslos zerfallen.

Später am Nachmittag wollten wir nun doch auch mal einen der berühmten Felsen erklimmen und beschlossen, noch mal nach Rathen zurückzufahren und dort auf die Bastei zu kraxeln.
Auf der Bastei gab es früher einmal eine mittelalterliche Burg. Heute sind nur noch die Grundmauern erhalten und einige wenige Besonderheiten.

So nun müssen wir uns sputen. Die meisten anderen Touristen sind schon mit dem Basteikraxler wieder ins Tals gefahren, die Lokale haben hier oben auch schon geschlossen,die Sonne geht bald unter und wir haben noch einen Fußmarsch von knapp 2 Stunden vor uns.
12.07.2005 – Bergwanderung
Am Dienstag soll es zu den Affensteinen und zum „Kuhstall“ gehen. Die Namen für die Felsformationen sind echt Klasse! Später wollen wir über die Affensteine zurück.
Aber erstmal leihen wir uns Fahrräder im Hostel und fahren bis zur Fähre, um nach Königstein überzusetzen. Dort holen wir uns Frühstück im Laden und fahren dann mit dem Zug nach Bad Schandau.
Von Bad Schandau sind wir zur Ostrauer Mühle gewandert,

dort in einen Bus gestiegen und haben uns zu eine vielgerühmten Wasserfall fahren lassen, der sich jedoch als totaler Flopp herausstellte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn man mir gesagt hätte, der Wasserfall sei extra für die Touris angelegt worden.
Auf jeden Fall haben wir uns hier nicht lange aufgehalten, zumal alles an einer fetten Hauptverkehrsstraße lag.

Ein Seitenweg sollte uns zum „Kuhstall“ führen, welcher noch höher lag, als wir ohnehin schon waren.
Nach ca. 1 Stunde sind wir beim „Kuhstall“ angelangt und da konnte man endlich auch mal ein bisschen rumkraxeln. Zwischen zwei hohen Felsen wurde eine schmale Metallleiter eingebaut mit dem Namen „Himmelsleiter„. Mit Platzangst hat man da verloren.
Wir suchten den Weg zu den Affensteinen, aber dadurch, dass einige Wege gesperrt sind, kamen wir woanders hin. Das bescherte uns aber eine tolle einsame Bergwanderung mit wahnsinniger Aussicht und schwierigen Pfaden. Schließlich kamen wir an einem zerklüfteten Feld heraus.
13.07.2005 – linkselbisch unterwegs
Der Katzstein war gar nicht so leicht zu erspähen, nicht zuletzt deswegen weil hier sämtliche Touristen fehlten. Doch ein freundlicher Dorfbewohner, der mit seinem Hund spazieren ging, ließ es sich nicht nehmen uns in aller Ausführlichkeit den Weg zu weisen und das nicht nur einmal. Er erzählte uns auch über die Wendungen und Wandlungen der Gegend, nachdem es die DDR nicht mehr gab. Er wünschte sich auch, dass diese Seite mehr touristisch erschlossen würde, da wegen der großen Arbeitslosigkeit die ganzen jungen Leute fortziehen würden.

Nach der Besichtigung der Katzsteine und der „Meditation“ im Wald sind wir wieder mit dem Bus gefahren, um in einem Ort Mittag zu essen.
Von dort konnte man die Pfaffensteine sehen. Also beschlossen wir, diese am Nachmittag in Angriff zu nehmen, auch wenn die Sonne brüten heiß auf unsere Schädel schien.


14.07.2005 – Abstecher in die Tschechei
An diesem Morgen erwachte ich mit einem dröhnenden Schädel und einem Schwindel- und Übelkeitsgefühl. Ich fragte mich, ob ich einen Sonnenstich hätte oder schon so eine üble Auswirkung von einem eventuellen Zeckenbiss oder ob es doch nur Migräne war.
Da ich davon ausging, dass es mir auch nicht besser gehen würde, wenn ich im Zelt bliebe, bestand ich darauf, dass wir den für heute geplanten Ausflug zur Klamm in die Tschechei auch tatsächlich machen würden.
Dazu mussten wir erst einmal nach Bad Schandau fahren. Von dort aus ging es mit der Fähre über die Grenze.

Wenn ich nicht ohnehin schon angeschlagen gewesen wäre, wäre ich spätestetens jetzt völlig benommen gewesen.
Man steigt aus dem Fährboot – das Grenz“kabüffchen“ scheint selten besetzt zu sein – steigt eine Treppe zur Straße hinauf, überquert diese und steht vor dem seltsam anmutenden Ort Hrensko.
Dieses böhmische Dörfchen wurde fast komplett von vietnamesischen Händlern in „Beschlag“ genommen. Links und rechts der Hauptstraße reihen sich Lädchen an Ständchen ohne Ende. Wie ein großer Markt. Nur dass dieser hier jeden Tag seine Pforten öffnet und außer Markenimitaten und Plastikramsch nichts zu bieten hat. Selbst die wenigen teschechischen Spezialitäten werden von den Vietnamesen feilgeboten. Leider ging es mir wie gesagt bei der Ankunft ins Dörfchen noch nicht so besonders, so dass ich davon keine Photos gemacht habe. Ich wollte nur raus aus dem Getümmel.
Nach einer kurzen Rast auf einer Gartenterasse eines Restaurants (man kann hier überall mit Euro zahlen), machte sich Enkidu auf, um zu erfahren, wo denn der Eingang der Klamm zu finden sei. Das wäre gar nicht nötig gewesen, da man direkt darauf zusteuert, wenn man auf der Hauptstraße bleibt. Vorerst muss man knapp zwei Kilometer auf einem Pfad am Flüsschen Edmunds Klamm entlangspazieren. Da die Klamm im Tal liegt, ist es schön schattig durch die begrenzenden Felsen und Bäume.
Auf jeden Fall tat der Spaziergang im Grünen meinem Kopf sehr gut und mein Mirgäne-Sonnenstich milderte sich etwas.
An der Stelle, wo die Klamm breiter und tiefer wird, befindet sich die Bootsanlegestelle. Von Ostern bis Oktober fahren die Kähne täglich von 9-18 Uhr für 50 Kc; pro Person und als Ticket erhält man eine Postkarte.
Später kann man noch eine zweite Strecke durch die Wilde Klamm fahren oder man spaziert/fährt zurück oder geht eben sonstwohin. Wir entschieden und für die Weiterfahrt.

>> Hier gibt Infos auf tschechisch über die Emunds und die Wilde Klamm
Die erste Strecke ist knapp 1 km lang, die zweite knapp einen halben Kilometer. Während der Bootsfahrt wird man mit einstudierten witzigen Bemerkungen zu den „Sehenswürdigkeiten“ links und rechts begleitet. Auf der Hinfahrt sind sie ganz charmant, da auch der tschechische Akzent etwas sehr Nettes hat. Aber wir hatten keine Lust, uns das Gleiche nochmal auf der Rückfahrt anzuhören – und das wäre unausweichlich gewesen, da sich manche Witze schon beim zweiten Streckenabschnitt wiederholten.

Wir stiegen an der „Endhaltestelle“ aus und liefen wieder an der Klamm lang.
Schließlich kamen wir in einen Wald. Wir hatten beschlossen, nach Mezni Louka zu wandern und dort was zu essen.

Gestärkt fuhren wir dann mit dem Basteikraxler bis nach Hrensko zurück, kauften noch ein paar Oblaten und seltsame andere tschechische Dinge in dem scheinbar letzten verbliebenen Einheimischenladen und fuhren dann auf dem gleichen Weg zum Zeltplatz zurück, wie wir gekommen waren.
Ich hoffte sehr, dass diese Nacht nicht so viele Wühlmäuse unter meiner Seite des Zeltes sein würden. Die anderen Nächte konnte ich kaum schlafen. Vorallem in der zweiten Nacht, als sie zum ersten Mal kamen. Die knabbern sich dermaßen laut unter einem durch, dass man meint, sie sitzen einem im Ohr. Vorallem wusste ich nicht, was das wohl ist. Es war zum Verrückwerden. Na zum Glück war noch nicht Herbst, denn zu dieser Jahreszeit haben auch schon Wildschweine den Zeltbewohnern Besuche abgestattet.
15.07.2005 – auf der Festung Königstein

Am Freitag liegt die Besichtigung der Festung Königstein an. Zum Glück hat das Gekraxel an diesem Tag ein Ende, nachdem wir oben auf der Wehranlage angekommen sind. Während wir zwischen den Büschen auf einem schmalen Pfad hervorkommend, völlig erschöpft, auf den Eingang zustrebten, sprangen die Touristengruppen mit einem Hauch Parfüm wie junge Rehlein aus den Bussen, welche sie auf den Berg befördert hatten.
Der Eintritt ist zwar horrend, aber dafür dass man sich dann auch wirklich alles ansehen kann und alles neu in Schuss gebracht wurde, doch wiederum lohnend und einsichtig.

Die Festung Königstein bietet natürlich auch eine schöne Kulisse zur Hochzeit. In einer kleinen Kapelle kann man sich trauen lassen.

Nun beschlossen wir, uns das große Fass anzusehen, was hier lagern soll.
Es waren dann eher 3 kleinere Fässer und nicht nur ein großes! Aber die Berichte darüber waren schon beeindruckend. Die richtig großen Fässer sind alle wieder kaputt gegangen. Die genauen Maße weiß ich leider nicht mehr, aber wer sich dafür interessiert, findet bestimmt etwas im Internet darüber.
Im Brunnenhaus wurde uns demonstriert, wie lange ein Schluck Wasser benötigt, um am Boden des Brunnens aufzukommen. Hören kann man das nicht, dazu ist der Brunnen viel zu tief. Es wurde mit einem Lichtreflex und Monitor verdeutlicht.
Ich weiß nicht mehr genau, wie das Gebäude hieß, in dem die Gefangenen untergebracht wurden. Hier saßen einige berühmte Zeitgenossen zu Unrecht hinter Gitter und wurden auch zu Tode verurteilt.
Es gibt auch ein Museum mit allmöglichem Kriegsgerät zu besichtigen. Und Photos, welche eine Brieftaube bei ihrem Auskundschaftungsflug geknipst hatte. Das fand ich am interessantesten. Das andere wirkt sehr düster – wäre ja auch seltsam, wenn dem nicht so wäre – schließlich ist der Krieg nicht unbedingt ein Freudenfest gewesen. Zumindest nicht für die Soldaten.
Noch ein kleiner Tipp: Es gibt hier Kuchen, der nach mittelalterlicher Art gebacken wird. Man hat dann ganz schön an dem Stückchen zu knabbern, da es riesig ist.

Den Markt haben wir leider verpasst. Hier macht alles schon so früh am Abend zu. Na, wenn noch mehr Besucher kommen, dann ändert sich das vielleicht zukünftig.
16.07.2005 – Schrammsteine
Am Samstag sind die Schrammsteine dran!
Wir haben uns wieder die Fahrräder ausgeliehen und wollen heute noch weiter damit fahren. Dann können wir das Geld für den Zug und die Fähre sparen und haben auch mal eine andere Perspektive .
Da sich Jan nicht auf ein „Erwachsenenfahrrad“ traut, nehme ich ihn hinten auf meinen Gepäckträger.
Enkidu muss dafür den fetten Rucksack schleppen.
Nach einer reichlichen halben Stunde sind wir in Bad Schandau. Hier parken wir die Räder und überwinden in Blitzesschnelle mit dem Personenaufzug, der 1904 erbaut wurde, 50m Höhe. Allerdings verkürzt uns das nicht wirklich unseren Aufstieg zu den Schrammsteinen, wie wir vorher vermuteten und auch ein wenig hofften.
Nach einem langen Marsch durch den Wald….
…sehen wir sie endlich: die Schrammsteine!
Die sehen faszinierend aus!
Der obere steinige Felsen steht nur noch auf zwei Punkten. In nicht allzu ferner Zukunft wird es das Elbsandsteingebirge nicht mehr geben, das es dann total verwittert und durch Regen, Schnee und Wind abgetragen sein wird.
Und Jan kann wieder mal klettern.
17.07.2005 – Liliensteine und Rückfahrt
Die Liliensteine haben wir uns für den letzten Tag aufgehoben, da man dafür nicht mit der Fähre auf das andere Elbufer übersetzen muss. Außerdem wären wir dann schön müde und geschafft auf der Heimreise mit dem Zug.
Bis wir den nachfolgenden Anblick erhielten, waren wir schon eine dreiviertel Stunde unterwegs. Das ist zwar nicht wirklich lange, aber dafür, dass der Berg so nah aussah und wir noch immer nicht unser Ziel erreicht hatten, war es schon einges an Zeit für unseren Abreisetag.
Einen so heftigen Anstieg hatten wir auch nicht mehr erwartet. Wir dachten eher an ein kleines „Ausflügchen“ am letzten Tag.
Und wieder ran uns der Schweiß hinab und die Wadenmuskeln schmerzten.
Oben angekommen, haben wir uns einen Imbiss und was zu Trinken gegönnt. Da hatten wir nochmal Glück. Denn gerade an diesem Tag hatten wir nichts Verzehrbares bei uns (weil wir doch dachten, wir sind nach einer Stunde wieder beim Campingplatz.) Oft gab es nämlich nichts Ess- und Trinkbares auf den Felsen oben.
Da ich darauf bestand einen anderen Abstieg zu nehmen, als den des Aufstiegs – damit es schön spannend ist – haben wir uns noch derart verlaufen, so dass wir anstatt dem Campingplatz näher zu kommen, immer mehr abdrifteten und fast wieder in Bad Schandau angekommen waren. Diesen Weg kannten wir schon von unserer Radtour am Tag zuvor und wussten, dass wir nun noch einen ziemlich langen Fußmarsch vor uns hatten!
Zum Glück haben es mir die Jungs nicht allzu übel genommen.

Netterweise hat uns die nette Freundin des einen netten „Hostelinhabers“ mit dem Auto zur Fähre gefahren, so dass wir nicht das ganze Gepäck zu Fuß hinbuckeln mussten.
Nochmals vielen Dank!
Hier kommen nur noch Bilder von der Heimreise, die doppelt so lang wie die Hinfahrt schien.
Das war eine tolle Woche in der Natur! Auch wenn wir jetzt Muskelkater haben. Er hat sich gelohnt.
„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne ist so nah!“
Text und Fotos: Sulamith Sallmann
Juli 2005